GDT Naturfotografin des Jahres 2010

21. April 2010

Manchmal steht man so ein bisschen neben seinem eigenen Leben, schaut darauf und wundert sich was da so gerade passiert…

So einen Moment erlebe ich gerade.

Beim diesjährigen Wettbewerb der „Gesellschaft Deutscher Tierfotografen“ wurde ich zur „Naturfotografin des Jahres 2010“ gewählt. Eine Wahl die wahrscheinlich nicht nur mich sondern auch die GDT selbst überrascht – eine Blümchenfotografin die in der Königsdisziplin Vogelfotografie mit ein paar gewischten Enten Kategoriesiegerin wird, den Preis der Jury bekommt und dann auch noch zur Gesamtsiegerin gewählt wird…

Und hier ist die Geschichte von „39 Cent“:
Ein eisig kalter Spätwintertag, die Landschaft tief verschneit und in eine dicke weise Decke gehüllt.
Seit Wochen sind die umliegenden Seen mit einer starken Eisschicht überzogen. Der große See am Stadtrand hat noch einige wenige offene Stellen an denen sich die Wasservögel versammeln. Viele Städter wandern hier her und füttern Schwäne, Stockenten und Rallen mit Brot und Getreideschrot. Auch für mich der perfekte Ort für ein paar fotografische Fingerübungen und Bewegungsstudien. Der leicht bedeckte Himmel ermöglicht relativ lange Belichtungszeiten und weiche ausgeglichene Farben.
Vor allem die recht dominanten Stockentenerpel stürzten sich laut schnatternd auf die von meinem Partner zugeworfenen Brotkrumen. Aus einer ganzen Reihe von Bildern wählte ich dieses aus, da mich aus ausgewogene Verhältnis aus Dynamik und Grafik überzeugte. Das wunderbar grünmetallisch schimmernde Brutgefieder der Erpel und ihre leuchtenden gelben Schnäbel setzten farbige Akzente und sind Blickführer.
Die Wahl dieses Bildes stellt einiges auf den Kopf. Gute Naturfotografie ist an banalen Orten, mit einfachen Mitteln, in sehr alltäglichen Situationen und wie hier mit der finanziellen Investition von 39 Cent in ein Weißbrot möglich. Der entscheidende Punkt ist immer, wie nehme ich Natur wahr und wie setzt ich fotografisch das um, was sie mir gibt. Das was und wie ich es fotografiert habe, ist nicht neu, aber ich bin den letzten konsequenten Schritt gegangen und habe es für meine Wettbewerbseinsendung ausgewählt.
Schaut man auf „39 Cent“ und die Siegerbilder des GNJ der vergangenen Jahre, sieht man, was Naturfotografie sein kann, wie viele Facetten und Spielarten sie hat. Sei es nun die duftige Leichtigkeit des Buschwindröschens von Dieter Damschen, bei Winfried Wisniewski der elegante Flügelschlag eines Sterntauchers oder das Drama vermeintlich verpasster Chancen mit seinem Seeadler.
Die Welt ist verrückt. Unmögliches ist möglich. Und DAS ist gut so.

Vielen Dank für die Wahl!